„Nichts ist widerlicher als eine sogenannte Dichterlesung, sagte Reger, mir ist kaum
etwas verhasster, aber all diese Leute finden nichts dabei, überall ihren Mist vorzulesen.“ Dieses Zitat aus Thomas Bernhards Alte Meister stellt eine sarkastisch-negative Sicht auf
Autorenlesungen dar. Im persönlichen Gespräch erzählen AutorInnen auch tatsächlich immer wieder von unerfreulichen Erlebnissen rund um ihre Auftritte.
Um solche vermeiden oder zumindest reduzieren zu helfen, habe ich im Rahmen meiner
Abschlussarbeit der Ausbildung zum Schulbibliothekar, die ich 2012 abgeschlossen habe, 15 Kinder- und JugendbuchautorInnen wie Martin Auer, Franz Sales Sklenitzka, Christine Fehér, Jutta Treiber,
Renate Welsh und Georg Bydlinski nach ihren persönlichen Erfahrungen mit Lesungen befragt. Die Ergebnisse dieser Interviews habe ich in Zusammenfassung, Auswertung und Interpretation des behandelten Materials zu einer Art Checkliste für Autorenlesungen zusammengestellt, die auch auf meinen eigenen Erfahrungswerten als Autor beruht und die Planung,
Organisation und erfolgreiche Durchführung solcher Veranstaltungen an Schulen erleichtern soll.
Folgende Punkte
erscheinen den AutorInnen wichtig:
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Eine möglichst frühzeitige Planung der Lesung erscheint in Hinblick auf Deadlines
für die Einreichung von Ansuchen zur finanziellen Förderung (z. B. beim ÖKS) sinnvoll.
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Eine genaue Absprache zwischen VeranstalterInnen und AutorInnen bezüglich des
Termins, des Honorars, der Klassen und des Alters der SchülerInnen, der Gruppengröße und etwaiger gewünschter Inhalte ist nötig. Die klare Formulierung von Interessen des LehrerInnen und des
Ablaufs der Lesung (falls gewünscht) sind dazu angetan, Missverständnisse zu vermeiden.
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Eine Vorbereitung der SchülerInnen, aber auch der BegleitlehrerInnen bezüglich
der Person der Autorin/des Autors und ihrer/seiner literarischen Arbeit wäre wünschenswert. Die ZuhörerInnen sollten schon wissen, aus welchem Grund sie zu dieser Veranstaltung kommen, denn
nur dann können etwaige Erwartungen auch im Voraus artikuliert werden. Die besten Fragen/Diskussionen bei Lesungen entstehen aus einer Mischung von Wissen, vielleicht sogar von
vorangegangener Lektüre, und einer Art Überraschungsfaktor, der die Neugier und damit das Interesse der ZuhörerInnen zu wecken vermag.
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Der Termin der Lesung sollte insofern geplant werden, als an diesem Tag für die
betroffenen Klassen keine Tests/ Schularbeiten/sportlichen Wettkämpfe stattfinden. Auch die Rückgabe von Arbeiten vor oder nach der Lesung ist kontraproduktiv, da sie die Aufmerksamkeit der
SchülerInnen ablenkt. Die Inhalte der Lesung sollte den SchülerInnen nicht als Prüfungsstoff angekündigt werden, wiewohl das Andenken möglicher folgender Projektarbeiten motivierend wirken
mag.
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Geeignete Räumlichkeiten, an denen während der Lesung Ruhe und eine angenehme
Atmosphäre herrschen, sollten vorbereitet sein: Sessel für die SchülerInnen (eher keine Matten und Polster, denn diese lassen Kinder schneller unruhig werden), Tisch, Sessel und Wasser für
die Autorin/den Autor. Turnsäle, Aulen etc. eigenen sich für Lesungen weniger, Klassenräume und besonders Schulbibliotheken sind eher zu empfehlen.
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Während der Lesung sollten die LehrerInnen durch ihr Interesse und ihre
Aufmerksamkeit den SchülerInnen ein positives Vorbild geben - kein Korrigieren von Heften! Sollte es in der Klasse SchülerInnen geben, die für ihr unruhiges Verhalten bekannt sind, könnte man
diese in der Nähe der Lehrpersonen platzieren. Die Autorin/der Autor sollten nicht in die Verlegenheit kommen, für Disziplin sorgen zu müssen.
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Die pädagogische Nachbereitung in kreativ-spielerischer Form (Projektarbeiten,
Sketches, kleine Theaterszenen, Kurzfilme, kreatives Schreiben durch die SchülerInnen) sichert einen weiterführenden Ertrag der Lesung und motiviert zum weiteren eigenständigen
Lesen.